Der Fahrsimulator des ISAVE ist eine immersive Hörversuchsumgebung, die gleichermaßen ein flexibles Werkzeug für Sound Design im Fahrzeug darstellt. Der Hörversuchsteilnehmer sitzt in einem vollständigen
PKW (Mercedes Benz E-Klasse) und steuert das Fahrzeug, wie im normalen Straßenverkehr, über Pedale und Lenkrad auf einer computergenerierten Strecke. Dadurch ist seine Aufmerksamkeit auf das Führen des Fahrzeugs gerichtet, so dass eine alltagsnahe Bewertungssituation geschaffen wird. Eine authentische Darstellung akustischer, visueller und haptischer Reize ist dabei unabdingbar.
Die virtuelle Fahrstrecke wird in einer 3-D-Entwicklungsumgebung (Unity 3D) generiert und per Videobeamer auf eine Leinwand vor dem PKW projiziert. Auch die Fahrdynamikparameter des Fahrzeugs werden am
Computer simuliert und dienen als Grundlage für die Echtzeit-Simulation des Fahrgeräusches passend zum aktuellen Fahrzustand. Es handelt sich nicht um aufgezeichnete Geräuschsamples, sondern um ein drehzahl-, last- und geschwindigkeitsabhängig generiertes Innenraumgeräusch. Die Methoden zur Erzeugung eines solchen Geräusches sind vielfältig. Hier ein wenig Synthesizer, da ein wenig Mathe, das Ganze angereichert mit einer ordentlichen Portion Signalverarbeitung und schon zischt ,summt und wabert es aus den Lautsprechern. Die Berechnungsparameter für das Fahrgeräusch basieren dabei meist auf akustischen Messungen (Kunstkopfaufnahmen) aus dem Innenraum unterschiedlicher Fahrzeuge und werden dann nachträglich modifiziert. Somit können während der Versuchsfahrt die Fahrgeräusche verschiedener Fahrzeuge direkt miteinander verglichen werden. Auch Elektrofahrzeuge lassen sich akustisch darstellen. Ein Sound Design Tool mit grafischer Benutzeroberfläche ermöglicht die gezielte Beeinflussung und klangliche Gestaltung des Fahrgeräusches. Mit Hilfe eines Force-Feedback-Systems werden am Lenkrad Gegenkräfte simuliert, um ein realistischeres Lenkgefühl zu erreichen. Durch den Einbau eines Schwingungsgebers an der Fahrzeugkarosserie werden Sitz- und Lenkradvibrationen als taktile Reize dargeboten. Da wird auch schon mal die eine oder andere Stadtrundfahrt aus reinem Vergnügen unternommen. Gott sei Dank ökologisch unbedenklich- wenn man mal von Strom für die Rechner absieht.
Der Fahrsimulator dient neben seiner Funktion als Hörversuchsumgebung auch als wichtiges Instrument in der Forschung. Das ISAVE-Team untersucht hier zahlreiche wissenschaftliche Fragestellungen zur menschlichen Wahrnehmung von Fahrzeuggeräuschen und ihrer Wirkung auf das Fahrverhalten. Durch
die enge Kooperation des ISAVE mit der Automobilindustrie finden neue wissenschaftliche Erkenntnisse in anwendungsorientierter Form unmittelbar Umsetzung. (vorläufiger Infotext)